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Hilft Hagen? Bauernhannla vs. Schuldenberg

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Bauernhannla
Kaum hatte Xavier Naidoo das Feld geräumt dominierte der nächste ‘Promi’ [1] die Titelseiten der Lokalzeitungen: Unternehmensberater Stefan Hagen. Der kommt immer dann, wenn man das Business gegen die Wand gefahren hat und möglichst medienwirksam die Hosen runterlassen möchte. So geschehen auch beim Bauernhannla, einem durchaus beliebten Ausflugslokal in der Nähe von Wilhelmsthal [2].

Idyllisch gelegen, rustikal eingerichtet, ein typisch fränkischer Landgasthof eben. Auf dem dummerweise fast 1,2 Millionen Euro Schulden lasten.
Ich habe mich während meines letzten Heimataufenthalts mit vielen Leuten auch zu diesem Thema unterhalten. Die Arbeit vor Ort wäre sehr hart, meinen selbst gestandene Bedienungen und am Ende des Tages gebe es manchmal noch nicht einmal das Salär. Vermutlich, weil damit gerade was anderes bezahlt werden muss. Und wenn man die erste Kostenaufstellung von Hagen sieht, dann wundert einen das auch nicht. Über 5000 Euro Verlust pro Monat – da passt eines der Lieblingszitate meines Vaters wie die Faust aufs Auge: „Dä Bäärnstobbfer hodd immer gsochd: A jedem Baa lech iech zeia Bfennich drauf, ouer die Menga machds!” [3]

Aus diesem Verlust macht Hagen einen Überschuss von 2650 Euro, macht also mal eben auf den Cent genau 8064,32 Euro Unterschied. Zauberei? Angeblich nicht. Er senkt die Kosten für den Lebensmitteleinkauf, was irgendwas um die 600 Euro bringt, überzeugt die Bank, etwas nachzugeben und verringert, so mal eben aus dem Stand, die Kosten für das Personal um ein Drittel! Gerade wie er das gedreht hat, würde mich schonmal interessieren. Denn die Bank pocht schon seit Jahren darauf, die zu hohen Personalkosten zu senken – bislang ohne Reaktion. Und Hagen will nur durch ‘ein paar Umstellungen im Schichtplan’ mal so eben 5000 Euro einsparen können? Dürfte die harten Bedingungen der Bedienungen und des übrigen Personals nicht wirklich verbessern.
Unrealistisch fällt einem dazu ein, ohne gleich beleidigend zu werden.

Und es bleiben Fragen.
Zum Beispiel, warum Karlheinz Bauer seinen Job bei Siemens geschmissen hat und lieber für weniger als 1500 Euro netto hinter der Theke steht.
Oder was passiert, wenn sich das Haus nicht wie geplant verkaufen lässt. Gerade dann, wenn die Mieter drin bleiben sollen, ist das nicht unbedingt einfach. Erschwerend kommt hinzu, dass Gestungshausen nicht wirklich der Nabel der Welt ist.
Und warum führt man nicht einen Ruhetag ein? Spart Kosten, bringt Freizeit und ich kann mir nicht vorstellen, dass da Dienstags oder Mittwochs derart der Bär steppt. Wahrscheinlich trägt der Gewinn an so einem Tag nichtmal die Heizkosten, geschweige denn die des Personals.

Noch mehr Umsatz soll auch her. Die jungen Leute hätten in der Gegend ja kaum Möglichkeiten wegzugehen, so Birgit Bauer. Die Antwort darauf soll das „Bergfest” sein. Idee gut, Umsetzung mangelhaft. Auch wenn die aktuelle Veranstaltung wohl ein Erfolg war, zum einen kann man das nicht beliebig oft machen, zum anderen wird man die Jugend kaum auf den Berg locken können, wenn man mit einem Double von Andrea Berg aufwartet – mit dem Original allerdings auch nicht. Und auch mit der Werbung für das Event kann es nicht weit her gewesen sein, wenn man in 20 Kilometer Entfernung nicht einmal mitbekommen hat, dass da was stattfindet.

Und ‘Werbung’ ist doch einer der Kostenpunkte in Hagens Aufstellung! Die scheint aber in der Tat aktuell für die Katz zu sein. Neben der schon angesprochenen schlechten Vermarktung des „Bergfestes” ist wohl auch die Ansprache von Busunternehmen bislang im Sand verlaufen. Spricht Karlheinz Bauer ja auch direkt an. Aber dank Hagen hat sich ja ein Busunternehmer gefunden, der bereit ist, den Bauernhannla als Ausflugsziel für seine Kaffeefahrten anzufahren. Die Lage ist auch ideal. Weit und breit nix drum herum, da bleibt einem fast zwangsläufig nur die freiwillige Teilnahme an der Verkaufsveranstaltung. Fraglich, ob der Verkauf von Häkeldeckchen am Ende die Beliebtheit des Lokals steigert.

Und was nützt der höchste Umsatz, wenn am Ende unterm Strich doch nichts übrig bleibt? Wir erinnern uns an den Bärenstopfer und werden im Auge behalten, ob Hagen wirklich geholfen und da eine langfristige Lösung präsentiert hat oder ob das ganze wie ein Strohfeuer verpufft.

Homepage BauernhannlaZumindest der Homepage dürfte es einige Besucher gebracht haben, der Counter steht jetzt bei über 17000, keine Ahnung, wo genau der vorher war, aber schon andere haben festgestellt, dass die Sendung eine kurze Spitze in den Zugriffszahlen bringt. Nur, die Homepage geht mal so gar nicht. Also absolut nicht. Sollte auch einem Unternehmensberater auffallen. Denjenigen, der die erstellt hat, den sollten sie mal verklagen! Da sind die Erfolgsaussichten noch besser als beim Architekten. Da leg ich ja aus dem Stand was hin, das optisch moderner ist – technisch sowieso.

Die komplette Sendung gibt es bei Kabel 1 noch einmal online zum anschauen.

[1] ‘Promi’ deshalb in Anführungzeichen, weil, schaut man sich die ‘Promi’-Besetzung von der aktuellen „Ich bin ein Star – holt mich hier raus”-Staffel an, dann darf sich ja mittlerweile jeder ‘Star’ schimpfen, der seinen eigenen Nachnamen bei drei Versuchen fehlerfrei aussprechen kann.

[2] Ja, Kabel 1, es heißt Wilhelmsthal. Die Stadt, die ihr im Anreißer nennt, liegt in Namibia. Da dürfte Hagen nicht gewesen sein.

[3] „Der Bärenstopfer hat immer gesagt: An jedem Bein lege ich 5,11 Cent drauf, aber die Menge macht’s!”


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